Neues Spielzeug hat Einzug gehalten. Nach dem Reinfall mit dem HAC habe ich mir in der Brennweite mal andere Optiken am Markt angeschaut und bin auch über SMART-Teleskope gestolpert. Aus dem Hause ZWO in diesem Fall, kommen diese zwei Versionen. Weitere sind im Entstehen. Von ZWO kenne ich nur gute und durchdachte Sachen, daher war ich durchaus neugierig… Preislich absolut überzeugend und mal einen Versuch wert, war ich zwar skeptisch. Erstens: Warum zahlt man für andere Ansätze so dermaßen viel mehr, wenn so ein kleines und kompaktes Teil dann doch alles können soll, was die Großen können? Beispielaufnahmen im Netz kursieren viele und suggerierten dies… Und Zweitens: In der Mikroskopie gab es früher so Kindermikroskope, welche mit Kunststofflinsen dann grausige „Bilder“ lieferten und eigentlich nicht wirklich den Namen verdienten… So etwas hatte ich jetzt erwartet. Aber nun: Ich wollt es halt auch WISSEN! Also gekauft...
Natürlich kommt diese Investition wieder zu Zeiten, in denen der Himmel dauerverdeckt ist! Frustriert packt man also schon mal aus und sichtet. Rechnet aber mit längerer Wartezeit zum wirklichen Erfahrungsgewinn. Immerhin: Die Geräte liefern einen Tag-Modus mit, können also auch bei bedecktem Himmel schon mal ausprobiert werden und am Tag bunte Bilder erzeugen. Gesagt getan. Diese Resultate konnten mich abholen. Zusammengefasst: Simpler, schneller Aufbau, einfache Installation auch auf mehreren Geräten, in der Standardvergrößerung schöne, auch scharf zu nennende Bilder, die das Objekt der Begierde auch gut heranholen. Das war schon überzeugend und ich dacht mir ok, im Zweifel taugt es vielleicht dann für terrestrische Taganwendungen irgendwelcher Art. Mal sehen… Der Himmel war dann leider recht bedeckt, wobei es immer mal wieder Lücken gab. Und dem Mutigen gehört die Welt - ich nutzte dann auf dem Balkon, umsäumt von Laternen und Scheinwerfern, sowie einer feucht-dunstigen Atmosphäre die Lücken die sich boten und versuchte mal weiße Punkte dort oben in bunte Faszinationen hier unten zu verwandeln. Und hier konnte ich das alles kaum glauben. Ein neues Zeitalter beginnt und mit so einem Teil hätte ich mir DAMALS VIEL Frust und Geld gespart, hätte es so etwas zu meiner Zeit schon gegeben! Warum? Nun: azimuthal „montiert“ (es steht auf einem Mini-stativ und wiegt 2,5 kg…) ist es (fast) egal WIE es steht. Einschalten, verbinden, Arm ausfahren, halbautomatisch kalibrieren (in waage bringen und Kompass kalibrieren muss man von Hand, wird allerdings geführt durch tolle Appunterstützung!), Dann Objekt auswählen - klick - und nach einer kleinen Kalibrier- und Orientierungsrunde: Aufnahmen laufen los. What??? Man braucht hier somit weder groß Equipment, noch Verständnis von der Materie, kann einfach loslegen und erhält wirklich brauchbare Resultate aus dem DeepSky-Segment! Selbst unter wie aktuell vorherrschend übelsten Bedingungen! Das war krass. Krass überzeugend! Mit dabei ist ein Sonnenfilter und tags drauf nutzte ich erneuet eine Lücke um auch diesen zu testen. Ergebnis: Einwandfrei! Nach einigem justieren und hin und her fahren, zierte ein hübsches Sonnenscheibchen im Weißlicht mit ein paar Sonnenflecken das Display. Am Abend nutzte ich eine erneute Lücke für DAS Testobjekt schlechthin: Den Mond. Und witzigerweise war dieser jetzt doch eher ein wenig enttäuschend. Ich schiebe es auf schlechtes Seeing. Also schon echt beeindruckend, aber auch erste - hm, Schwächen? Neben nicht nötigem, bzw. automatisch ablaufendem Einnorden und Alignen, ist ein Autofokus, der tatsächlich auch im Dunkeln (fast) sitzt eine megatolle Sache! Auch dieser Punkt will dem Anfänger mitunter schwer fallen! Mein Urteil: Für dieses Geld ein TOP-Teil und DER Einstieg in das Hobby. Man bekommt für viele Segmente der Astronomie und Astrofotografie eine brauchbare Grundausrüstung und kann egal wo, egal mit welchem Vorwissen sofort loslegen! Man erhält einen Einstieg in die Deepskyfotografie, die normalerweise erst später im Hobby folgt bei den meisten. Sonne und Mond werden gut bedient - Planeten brennweitenbedingt eher gar nicht. Das ist etwas schade, weil da sicher die meisten Anfänger die größten Erwartungen haben. Trotzdem. Das Ding ist leicht, universal, verzeiht suboptimale Beobachtungsbedingungen und liefert schicke, brauchbare Ergebnisse in kürzester Zeit. Dabei wird man super geleitet und unterstützt durch die App, welche gewohnt überzeugend ist! Brauchbare Bilder heißt: „handyqualität“. Und hier liegt dann auch die Grenze von dem Teil: Es ist ein Einstieg in das Thema. Ein guter, auf breiter Basis. Aber es bleibt im Ergebnis dann ein schönes, aber eher kleines Bild, welches am besten eben auf dem Handydisplay wirkt. Das Gerät frifft den Fokus nicht immer ganz und leider ist ein manueller Fokus eher in Stufen einstellbar. Eine 100%- Schärfe wird somit eher nicht erreicht nach meinem Empfinden. Die Auflösung ist begrenzt - ausreichend und passend für die verbaute Optik - aber es lassen sich eher keine druckfähigen Formate erzeugen. Die Brennweite schließt Planetenbegegnungen und Detailaufnahmen aus. Aber für Panoramen, Himmelsregionen, große Nebel, Deepsky - top! Dabei beherrscht es auch Mosaiktechnik und einen rudimentären EQ-Modus für bessere Belichtungsszenarien in der Astrofotografie! Es gibt bereits viel Zubehör wie Zusatzfilter, Spikemasken und anderes - auch von Fremdanbietern. Inwieweit das Sinn macht, muss jeder selbst wissen. Ich persönlich kam jetzt zu dem Schluss das Paket ist so wie es ist rund! Zubehör, das der Profi gern nutzen will, ist eher unnötig, denn was das Teil kann, liefert es mit. Wer basteln will und Geld über hat KANN das tun. Hier und da kann man durchaus doch noch bissle was rauskitzeln, wie z.B. mit der alternativen Sonnenfolie, die hier mal für Weißlicht zum Einsatz kam… Auch Spikemasken sind ein tolles Feature - müssen aber bedacht eingesetzt werden, da sie teils mit Taukappen versehen weit überstehen und beim Einklappen des Arms nicht vergessen werden dürfen. Aber sie kann dann echt zauberhafte Effekte bringen, beuspielsweise hier bei den Plejaden zu sehen. (Siehe Bilder rechts). Alles was es braucht und sinnvoll nutzbar ist, ist an sich dabei und wird schöne Stunden auf dem Weg zu schönen Ergebnissen liefern, die sich auch vorzeigen lassen! Ein MUSS sind zusätzliche Features also nciht - aber machen vielleicht auch den Profi mit diesem kleinen Supertalent glücklich. Apropos dabei: MIT dabei - und das fand ich den Hammer nach dem Hammer: Eine Tauschutzfunktion, die die Optik vor Beschlagen schützt! Wie gesagt - hin und weg bin ich… ;-) Ein Wort noch zur Diversität: ;-) Es gibt aktuell zwei Varianten von diesen Knopfdruckastronomiewollmilchsäuen - das S30 und das S50. Die Größe der Öffnung ist hier namengebend. Unterschiede finden sich an mehreren Stellen. Man ist nun versucht das „größere“ Gerät zu nehmen. Ich finde das aber tatsächlich fast weniger geeignet. Größere Öffnung und doppelte Brennweite machen schon neugierig - das etwas „breitere“ Sehfeld des S30 finde ich aber eigentlich interessanter für die meisten Deepsky-Objekte, die hier infrage kommen und der verbaute Chip ist interessanterweise auch „verzeihender“, was das Rauschverhalten angeht. Während Andromeda im S50 knapp beschnitten daherkommt, passt es im S30 gut ins Bild. Ähnlich sieht es mit der Region um den Pferdekopfnebel aus - den größeren Bildausschnitt finde ich auch in diesem Panorama schöner als beim S50, wo dann einzelen Elemente dieser Region besser zur Geltung kommen können. Für dieses Geld habe ich mir beide Optionen gesichert und werde sehen, ob auch beide sich rechnen. Für Anfänger hier eine klare Kaufempfehlung, denn im Set ist alles bei, was man braucht und man wird nach und nach verstehen, was das eigentlich ist und bedeutet, bekommt aber SOFORT und SUPEREINFACH ein motivierendes Ergebnis. Zum Thema SMART noch ergänzend: Eine INTERNET-Verbindung braucht man unterwegs nicht zwingend. Einmal installiert und geupdatet, kann man unterwegs im eigenen kleinen WLAN mit beiden Geräten (Handy oder Pad sowie natürlich Teleskop) arbeiten. Ein wenig tricky, aber man kan auch mit mobilen Daten unterwegs Internet UND Verbindung zum Teleskop haben. Mit etwas tüfteln aber gut machbar. Also nochmal zusammengefassst: Für im Verhältnis wenig Geld gibt es eine brauchbare und leicht handlebare Optik im Gesamtpaket mit Sonnenfilter, „Streulichtfilter“, Montierung mit Nachführung und GoTo, Stackingsoftware dabei mit erweitertem Funktionsumfang wie Sternenatlas, einfacher Mosaikbilderstellung, mobile Stromversorgung und smarter Steuerung und kann damit recht viel anstellen! Leichtes Handling, einfacher Transport. Auch unter nicht ganz so tollen Bedingungen lassen sich begrenzt aufgelöste, aber relativ beeindruckende Bilder für Handy/Tablett erstellen, bedingt direkt oder auch mit unabhängiger Software bearbeiten, Wissenswertes zu den Objekten herausfinden, aktuelle Highlights abrufen und wer will kann auch mit erweitertem Zubehör schon mal über den Tellerrand schauen. Die Optik ist halt brennweitentechnisch beschränkt auf Panoramen und weites Sichtfeld. Details, Planeten und die Verwendung von Spezialfiltern und besonderen Techniken funktionieren im Rahmen, können weitere Wünsche und „Notwendigkeiten“ klarer werden lassen. Wem das irgendwann nicht mehr reicht und wer dann mehr will, hat sehr sicher dann eine gute Vorstellung was er mehr will oder braucht und erreichen möchte, als das der Fall ist, wenn man jetzt einfach so mal zum Fachmann geht und eine Startausrüstung für deutlich mehr Geld und mit deutlich weniger Möglichkeiten erwirbt. Ich bin auch als alter Hase begeistert und glaube einen besseren Einstieg kann es kaum geben, aber auch alten Hasen kann das Leben so für Spielereien leicht gemacht werden. :-) Der Anfänger erhält schnell und einfach einen Einblick in Möglichkeiten, Techniken und Equipment, welches man für dieses Hobby braucht und kommt schnell zu faszinierenden Ergebnissen ohne Unsummen zu investieren und Astrophysik studieren zu müssen!