Nach Wahl und Aufbau des Equipments gilt es noch alles aufeinender und auf den Standort abzustimmen. Wie gesagt sollte schon beim Aufbau darauf geachtet werden, Montierungen waagrecht und in Richtung Norden ausgerichtet aufzubauen. Je mehr Mühe man sich hier gibt, desto schneller ist die Kalibrierung erledigt und desto präziser wird eine spätere Nachführung sein. Dies gilt es einerseits zu erledigen, um etwaige GoTo-Funktionen zuverlässig ausführen zu können, der Montierung also zu sagen wo stehst du und was sieht man gerade im Okular? Aber auch ohne GoTo ist es andererseits wichtig, um präzise nachzuführen und Artefakte in der Fotografie zu vermeiden.
Wie kalibriert man nun? Ausbalancieren, Optik decken (Sucher und Hauptrohr zeigen mittig das gleiche an), Einnorden (wenn man auf der Nordhalbkugel steht… ;-)), fixieren, feinjustieren. Klingt komplizierter als es ist - fordert aber vor allem den Anfänger schon sehr… Daher hier auch ein paar einfach Worte dazu, wobei es im Detail natürlich auf euer konkretes Equipment ankommt und es auch verschiedene Methoden und Hilfsmittel zum Erreichen dieses Ziels gibt… Der erste Schritt war wie schon beschrieben das möglichst genau nach Norden orienterte Aufstellen des Dreibeins der Montierung. Die meisten mobilen Montierung werden auf ausziehbaren Dreibeinen aufgestellt. Die Höhe ist dabei Ermessenssache, wobei je höher man wird, desto mehr macht sich Wind bemerkbar. Daher empfehle ich so wenig wie möglich in die Höhe zu gehen. Bei einigen Objekten kann es aber den Komfort erhöhen, wenn das Dreibein auszieht und in Augenhöhe arbeiten kann. Die ISS wäre so ein Fall. Bei DeepSky versuche ich eher ohne Auszug der Beine zu arbeiten. Ausbalancieren… In einige Foren liest man von Leuten, die mit der Wasserwaage an die Sache herangehen. Ob das so präzise wirklich nötig ist - weiß ich nicht… Ich kann aber sagen, dass ich auch ohne dieses Feature mir ausreichende Präzision und Aufnahmen erreiche. Sinn und Zweck ist es im Wesentlichen die Mechanik gleichmäßig in Richtung jeder Drehachse mit dem Gewicht von Hauptrohr und Zubehör zu belasten - und zwar in jeder Position, in der sich das Gebilde befinden kann. Geringe Ungleichgewichte werden dabei gut weggesteckt und einige Foren schreiben auch immer wieder, dass das sogar hilfreich wäre. Wichtig ist es wie gesagt, dass nicht durch plötzliche Verlagerungen die Optik unkontrolliert rutscht/kippt/bewegt wird. Das fällt erst auf, wenn man im Eifer des Gefechts dann tatsächlich in Grenzpositionen fährt und kann lange gut gehen, belastet aber natürlich trotzdem die Motoren. Und ist irgendwann das Ungleichgewicht zu groß, war es das… Dann ist nämlich erstens die Aufnahme verhunzt und zweitens auch die Mühe der folgenden Schritte umsonst gewesen und muss wiederholt werden. Daher also nach dem Prinzip Kartoffelwaage die Gegengewichte auf der Stange verschieben und fixieren, sowie das Hauptrohr auf der Basis verschieben bis das Teleskop sich „ziemlich stabil“ in jede Position drehen lassen kann und dort verharrt - ohne Klemmung. Danach wieder klemmen… Es gilt zu beachten, dass die Gegengewichte auf die Stange gehören, gern aber auch deren Fixierung mal locker wird. Die Montierungen die ich kenne haben daher ein Sicherungsendstück, das eingeschraubt wird und so ein Abrutschen verhindert. Das ist einerseits wichtig für die eigenen Füße… Andererseits auch für das Teleskop, denn rutschen auf einen Schlag 5 bis 10 Kilo Gegengewicht ab, ist es sehr wahrscheinlich dass egal wie fest geklemmt wurde, sich das Teleskop als ungleich schwererer Pol schlagartig drehen wird und dabei im schlimmsten Fall kippt, den Aufbauenden trifft, sehr wahrscheinlich aber hart an die Basis krachen wird. Das kann mehr schmerzen als besagter Fuß… Daher empfehle ich natürlich dieses lästige Endschräubchen auch zu verwenden…… :-) Bleibt das Teleskop dann mehr oder weniger stabil in seiner Position ist das Ausbalncieren erreicht und es kann weitergehen. Hierbei unbedingt auch daran denken, dass wenn es um Astrofotografie geht das hierfür benötigte Equipment ebenfalls einiges wiegt und nach dem Aufsuchen des Objektes dann der Schwerpunkt verlagert wird und das Gerät NICHT neu ausbalanciert werden kann. Auch in diesem Setup muss also das Gleichgewicht einigermaßen erhalten bleiben. Man unterschätzt leicht, was Kamera Filter, Filterräder und was sonst noch so wiegen können! Der erste der aufgibt ist der Okularauszug, der durchrutscht… Das zweite die Klemmung, die dann eben nachgibt und die Kalibrierung verhunzt… Ich selbst balanciere bereits im Fotosetup aus und rüste dann zurück auf visuell für das Alignment. Der Unterschied zwischen beiden Zuständen reicht bei mir aus, um dann die weiteren Einstellungen vorzunehmen und sicher im Handling zu bleiben. Sicher für das Ziel/die Präzision, das Equipment und den Benutzer… ;-) Im nächsten Schritt wird unser Sucher brauchbar eingestellt. Wir wollen damit später Objekte im kleinen Maßstab, im Überblick, finden und dann in der Hauptoptik nur noch feinjustieren müssen. Das funktioniert natürlich nur, wenn beide Optiken auch mittig auf den gleichen Punkt gerichtet sind. Klingt trivial - ist aber essentiell! Es hilft, hier Fadenkreuzokulare zu verwenden, ist aber nicht unbedingt nötig. Man kann das auch schon prima im Hellen erledigen und nimmt sich hier einen entfernten Mast, Baum, Dach oder sonst was zur Hilfe. Ausrichten der Hauptoptik darauf, Sucher nachjustieren, bis auch er das Objekt in der Mitte zeigt. Sieht man diesen dann mittig in beiden Fernrohren: FERTIG! :-) Entscheidend ist hier, dass das Objekt im „Unendlichen“ ist, also weit weg! Das entspricht dann in etwa unserer Perspektive und Fokusstellung zur Beobachtung später und liefert uns den „punktförmigen Stern“. Wurde nicht auf die Unendlichkeit geachtet, muss der Fokuspunkt sonst zur Beobachtung im Dunkeln gefunden werden. Geht auch. KANN aber - na will nicht sagen Probleme geben… Aber mindestens kostet es Zeit. Haben wir also ausbalanciert, und schauen Sucher und Hauptoptik auf den gleichen Punkt, muss der Himmelsnordpol einigermaßen eingestellt werden, um den sich zukünftig EINE der drei Achsen einer paralaktischen Montierung dauerhaft drehen soll. So müssen nämlich dann nur noch zwei Achsen nachgeführt werden. In der Regel wird zunächst grob der Breitengrad als Neigewinkel der Polhöhenwiege eingestellt. Dann im Polsucherokular der Polarstern in eine entsprechende Markierung gebracht. Hierzu schaut in eure Anleitungen… Grob kenne ich zwei Optionen: Auf einem größeren Kreis gibt es einen kleineren und der Polarstern gehört bei richtiger Ausrichtung des Polsuchers in dieses kleine Kreischen. Oder er gibt eine Art Uhrenkreis und der Polarstern wird in die Zeit auf diesem Uhrenkreis gebracht, in der er sich zur Beobachtungszeit befinden sollte. Ich persönlich fand erstere Methode immer einfacher… Wichtig hierbei: das zentrieren erfolgt dann mit den Schrauben der Montierung - nicht per Motorsteuerung. Entsprechend werde diese auch erst fixiert, wenn das Resultat erreicht ist. Diese letzte Fixierung verstellt gern mal noch mit einem letzten Druckimpuls das Ergebnis… Also am Ende noch mal kontrollieren… Es empfiehlt sich, dafür etwas Zeit zu planen. Da Polaris auch schon beim Eindämmern zu finden ist, wo dann eh für mehr noch zuviel Hintergrund leuchtet, hat man diese Zeit in der Regel auch! So. Und wenn hier nun alle Schräubchen zur Fixierung angezogen wurden ist die gröbste Arbeit erledigt. Wer kein GoTo nutzt ist quasi fertig. Genügend Mühe gegeben? Dann sollte die Nachführung gut klappen. Für Nutzer von Goto gibt es abschließend noch das Feintunig abzustimmen. Das nennt sich dann Ausrichtung. Hierbei unterstützt die Montierung in der Regel und gibt vor eine definierte Anzahl erwarteter Objekte nacheinander anzufahren und zu zentrieren (mit den MOTOREN dieses Mal!). zwei bis drei Objekte sorgen dann schon für die nötige Genauigkeit, dürfen aber auch noch ergänzt werden. Es gibt hierfür mittlerweile auch Tools, die das automatisch erledigen und anhand von Umgebungsfotos dann erkennen, wo und wie sie stehen. Einen Test hierzu liefere ich hier auch noch! :-) Für eine weitere Steigerung der Präzision kann dann meist noch ein FEINFEINTUNING vorgenommen werden. Zusammengefasst wird mit dieser Kalibrierung die Position von Polaris überprüft und Abweichungen dann mit Schrauben und Motoren nochmals nachjustiert. Wer sich bereits Mühe gegeben hat, wird hier kaum Arbeit haben. Wer viel nachstellen muss, sollte danach nochmals mit der Ausrichtung starten. Das passiert euch aber nur ein, zweimal. Dann wisst ihr worauf es ankommt. Ab jetzt beginnt das Vergnügen und es können die Zielobjekte der Nacht angefahren und in virtuelles Celluloid gebannt werden. Wichtig jetzt nur noch: Nirgends gegenstoßen oder drücken, so dass die Kalibrierung sich verstellt. Wer etwas mehr ausgibt, hat an der Montierung noch Encoder, die die Position erkennen, um die die Achsen verstellt werden. Bei diesen kann es in der Regel schnell einfach weiter gehen. Wer diese nicht eingebaut hat, muss unter Umständen von vorn beginnen… Beim Umrüsten von Visuell auf Fotografisch - oder umgekehrt - kann das schon gern mal passieren. Und je größer der Unterschied zwischen visuell und angehängtem fotografischen Equipment im Gewicht tatsächlich ist, desto eher kann man sich auf solche Ereignisse einstellen. Genau genommen beginnt die Kalibrierung schon viel früher! Denn vor allem ein im Feld genutzter Reflektor muss regelmäßig neu justiert werden, eventuelle Guider müssen auf die Sucher eingestellt werden, an der Montierung kann ein Schneckenspiel ausgeglichen werden, Es gibt sehr viele Stellrädchen und Schräubchen und für jede sollte man hin und wieder mal schauen, dass sie korrekt funktioniert und steht. Im Visuellen ist das alles noch vernachlässigbar. In der Fotografie wird sich aber schnell jede Ungenauigkeit auswirken! Für uns an dieser Stelle sei aber das alles mal im Vorfeld erfolgt. Wir haben uns auf die Kalbrierung im Feld beschränkt, die wir nur dort brauchen und vornehmen können.