Die ISS kann man desöfteren mal über den Himmel düsen sehen. Das erfolgt in der Regel aus westlicher Richtung, ist ein heller, weißer, nicht blinkender Punkt und dieser zieht dann binnen zwei bis sechs Minuten mal höher, mal niedriger über unsere Köpfe hinweg dann in Richtung Süden/Osten. Es wär kein Astrofotograf, wer sich da dann nicht fragt: Geht da nicht was? Ein weiteres Projekt ist somit die ISS ins Bild zu setzen. Die Anfänge hierzu waren katastrophal. Obwohl es schon einige Tipps im Netz dazu gibt. Mein Werdegang in dieser Angelegenheit war der folgende:
Der erste Ansatz war schlicht. Einfach mal draufhalten… Entsprechend schlicht auch die Ausbeute. :-) Eher als Störenfried könnte man sie empfinden, wenn sie so durch‘s Bild rauscht und ihre Lichtspur hinterlässt. Aber nun. Es ist eben genau das: Ein Objekt, dass durch das Bild fliegt und Photonen linear streut, welche dann eben die Flugbahn zeichnen. Dafür ist der Aufwand aber auch erfrischend gering. Mehr als einen Fotoapparat ggf. mit einer schlichten Fotonachführung wenn man den gesamten Überflug erfassen will, braucht es nicht. Schon sehr spannend - es braucht aber vor allem eins im Nachhinein: Phantasie und den Glauben daran, dass DAS die ISS war. :-) Es gibt eher keinen großen Unterschied zu Sateliten oder anderen Objekten dort oben. Und das ist natürlich nicht das Ergebnis, das hier gewollt ist.
Der nächste Versuch dann war inspiriert durch das Internet. Es hieß: Videomodus starten, einfach draufhalten, möglichst wenig wackeln und dann Einzelbildanalyse. OK. Die Ergebnisse hier waren bescheiden… Links kann man son so ein wenig etwas erahnen. Schemenhaft. Die Spur zeigt aber so richtig stillhalten klappte wohl nicht. Das Problem ist, dass die ISS mit rund 36000 km/h dahinsegelt. So von unten kein Thema. Mit hoher BRennweite dann aber der relativ vorhersehbaren Flugroute zu folgen ist erstaunlich schwierig! Erschwerend kommt hinzu, dass das Teleskop dabei dann nciht bequem vor dem Auge weilot, sondern eben als relativ klobiger Apparat in unbequemer Haltung ausgerichtet und nachgeführt werden muss. Dabei dann nicht zu wackeln ist eine Mischung aus Yoga und Shaolin…. Wer üben will kann das mal mit einem Flugzeug probieren. Diese Methode erschien mir daher also auch nicht vielversprechend zumal noch hinzu kommt, dass im Videomodus (m)eine EOS auch schlechter auflöst. Und mit einer Astrocam kam ich mit der Framerate nicht in die entsprechenden Bereiche. Also: Zurück ans Zeichenbrett und üben des Handlings mit Flugzeugen. Denn an der händischen Nachführung führt auf jeden Fall kein Weg vorbei!
Schließlich gab es den Erfolg dann auf folgendem Wege. Jupiter ist in seiner Helligkeit ein vergleichbares Objekt dort oben. Daher war es eine gute Idee unter den aktuellen Bedingungen an ihm die Einstellungen der Kamera vorzunehmen. Zielbelichtungszeit lag dann zwischen 500stel und 1000stel. War das mal gefunden übte ich mich im „Hellepunktetreffen“ und an Flugzeugen hinsichtlich des Nachführens. War es dann schließlich soweit, gab es tatsächlich auch brauchbare Einzelbilder von so Fotostrecken. Ein Experiment war dann noch mit Stacking zu arbeiten und Ministäpelchen zu erzeugen. Auch das brachte nochmal Details. Natürlich musste der Blickwinkel passen - über den gesamten Flug kann man natürlich nicht stacken, wenn die ISS sich dann im Überflug quasi dreht. Aber selbst bei wenigen Bildern gab es spürbare Verbesserungen. Final ist das hier bisher das gelungste Bild. Als Variante ist es von Zeit zu Zeit so, dass die ISS vor der Sonne oder dem Mond vorbeifliegt und das kann ebenfalls fixiert werden. Das ist sogar etwas einfacher, denn man visiert die Sonne/den Mond an und stellt auf diesen ein. Ganz in Ruhe und weit vor dem Ereignis. Danach ist die Kunst den richtigen Moment abzupassen zum Auslösen. HIER habe ich mit Videos auch guten Erfolg gehabt. Nach ein paar Anläufen funktionierte das ganz gut und ich konnte sogar ein wenig spielen mit Werten und Filtern. Bei Filter sei nochmal darauf hingewiesen: SONNE IM TELESKOP NUR MIT GEEIGNETEN FILTERN ANSEHEN!!!!! Aus so einem Video lässt sich die „Strichspur“ dann mit Einzelaufnahmen auch mit Kontur versehen. :-)
Das Video vom Transit ist natürlich extrem verlangsamt! Der eigentliche Moment liegt im Bereich einiger Millisekunden! Daher sind Vorbereitung und Konzentration sehr wichtig. Videos ermöglichen etwas Zeit vor und nach dem eigentlichen Moment als Sicherheitspuffer zu nutzen. Das Projekt ist noch lange nicht beendet denke ich. Ich konnte im Netz schon krasse Aufnahmen finden, die mich verblüffen! Teils mit besserem Equipment, teils aber auch mit „schlechterem“. Das bedeutet mein Vorgehen liefert noch nicht das optimale Ergebnis und hat noch Optionen zur Verbesserung. Generell scheint es aber auf der richtigen Spur zu sein. Es kommt offensichtlich auf den Anwender, das Equipment, das Vorgehen und z.B. auch auf die ISS selbst an, denn deren Höhe schwankt zwischen 400 und 1500 km und schon hier stelle ich große Unterschiede in den Details fest. Fokus, Bewegungsunschärfe, Equipment müssen aber sehr sicher auch noch ausprobiert und verbessert werden, um irgendwann sagen zu können: Mehr geht nicht. Ich bin gespannt, wie es da weitergehen wird. Auch mit der chinesischen Raumstation hatte ich mich schon versucht. Die Strichspur ist auch gut machbar. Aber Details aus einer Überflugaufnahme waren bisher schlicht nicht drin und im Transit blieb ein Punkt ebenfalls ein Punkt. Erst einmal also wir ddie ISS perfektioniert. Dann geht es vielleicht auch da mal weiter. :-)